Jetzt ist die Zeit der Schafgarben! Und jetzt auch mal Zeit, sich mit dieser heilsamen Pflanze etwas näher zu beschäftigen…
Achillea millefolium
„das tausendblättrige Kraut des Achill“ – so der botanische Name – ist ein Korbblütler (Asteraceae). Sie kann als buschige Staude bis zu etwa 90 cm hoch wachsen und ist mit ihrem harten Stängel, den gefiederten Blättchen und den zumeist weißen Blütenköpfchen jetzt im Sommer auf beinahe jeder Wiese anzutreffen. Warum ich „zumeist“ schreibe? Es gibt – sogar „in freier Wildbahn“ – rosa blühende Arten. Gelbblühende Schafgarben (oder auch rotblühende) sind Züchtungen für den Garten – hübsch anzusehen. Aber für mich sind die ganz normalen weißblühenden und manchmal zart rosa schimmernden wilden Schafgarben jene, die ich für meine Kräuteranwendungen sammle.
Die Blüten der Schafgarbe drängen sich eng, dicht an dicht, in einen doldenartign Blütenstand. Die einzelnen Blütenköpfchen tragen Zungenblüten, in der Mitte – am Korbboden – winzige Röhrenblüten. Das Wurzelsystem der Schafgarbe bildet lange Ausläufer, dadurch gehört sie zu den bodenfestigenden Pflanzen.
Über die Signaturen der Schafgarbe können Sie in meinem Buch „Pflanzen und Elemente“ einiges nachlesen…
Dieser Duft!
Der ausgeprägte Duft der Schafgarbe ist unverwechselbar! Das ätherische Öl der Schafgarbe ist tiefblau – die Farbe kommt vom Chamazulen, das sind winzige Kristalle, die bei der Wasserdampfdestillation der Pflanze entstehen. Dieses Öl ist leider beim Destillieren daheim nur schwer zu gewinnen – man benötigt viel Pflanzenmaterial dazu und das geht in eine normale kleine Destille einfach nicht hinein. Aber einen zarten, blauschimmernden Ölfilm – den kann man auf dem Hydrolat erahnen!
Das Hydrolat eignet sich beispielsweise sehr gut in leicht angewärmten Zustand für ein Handbad, hilfreich bei aufgesprungenen und rissigen Händen, als Fußbad gegen Hühneraugen. Und bei Husten und Bronchitis eignet sich das Hydrolat als schleimlösendes, entzündungshemmendes Gurgelmittel. (Siehe auch mein Buch „Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“, erschienen 2012.)
Das ätherische Öl – mit Bedacht eingesetzt – hilft bei Hautproblemen, aber auch bei Menstruationsproblemen kann man es gut für eine sanfte Bauchstreichung verwenden:
Bauchstreichungs-Öl
30 ml Mandelöl
2 Tropfen Schafgarbenöl
4 Tropfen Mandarine rot
Geschichte
Schafgarbe gehört zu den ältesten Heilpflanzen. Die Archäologen haben herausgefunden, dass bereits vor 60.000 Jahren Schafgarbe von den Neandertalern verwendet wurde. In der Antike und im Mittelalter wuchs ihre Bedeutung zusehends. Man gebrauchte sie als Wundmittel. Das geschah in Form von Schafgarben-Absud, aber man zerquetschte die Pflanze auch und strich den Pflanzenbrei auf die – offenen – Wunden. Daher rührt auch der volkstümliche Name „Hieb- und Stichkraut“. Der Wortteil „Garbe“ weist auf das althochdeutsche „garwe“ hin, was man mit „Gesundmacher“ übersetzen könnte.
Im chinesischen „I Ging“ werden die harten, getrockneten Schafgarbenstängel zum Weissagen verwendet….
Worauf beruht die Heilwirkung der Schafgarbe?
Die zusammenziehende und blutstillende Wirkung des Krautes ist wissenschaftlich belegt. Die Gerbstoffe sind für die zusammenziehende Wirkung verantwortlich und das ätherische Öl wirkt antibakteriell und wundheilend.
Die Bitterstoffe regen die Verdauung an – sie unterstützen die Sekretion von Magensaft und Galle – und so ganz nebenbei wirken sie entgiftend auf Leber und Bauchspeicheldrüse.
Besondere Verwendung findet der Schafgarbentee vor allem auch, wenn man unter Menstruationsbeschwerden leidet: „Schafgarb‘ im Leib tut wohl jedem Weib.“ so empfahl man bereits in vielen alten Kräuterbüchern (man sollte ihn allerdings nicht zu lang ziehen lassen!). Auch ein Bad mit Schafgarbe hilft in diesem Fall.
Schafgarben-Ölauszug
Ich verwende Schafgarbe gern auch in Form eines Ölauszugs. Das Schafgarben-Mazerat ist nicht nur sehr hautpflegend, es kann auch als Unterstützung bei einem Leberwickel eingesetzt werden. Dazu trage ich es auf dem Oberbauch auf, bevor ich den Wickel anlege. Und der wird nicht mit normalem heißen Wasser getränkt, sondern in Schafgarbentee. (Siehe auch die entsprechenden Kapitel in „SOS Hustenzwerg“ und „SOS Hexenschuss„)
Schafgarben-Mazerat selbst ansetzen
2 Handvoll Schafgarbenblüten werden in 250 ml Mandelöl (oder Sonnenblumenöl) in einem verschließbaren Glas angesetzt. Achten Sie bitte darauf, dass die Blütenköpfchen vollständig vom Öl bedeckt werden. Lassen Sie das Glas ca. 4 Wochen warm (aber nicht in der prallen Sonne) stehen und schütteln Sie es täglich vorsichtig. Danach wird abgeseiht und in eine dunkle Flasche abgefüllt.
Wolle färben
Na ja, und so ganz nebenbei: wenn Sie noch immer nicht genug haben von der Schafgarbe: man kann sie wunderbar zum Wolle färben verwenden! Schafgarbe schenkt uns ein strahlend schönes Gelb. Dazu sollten Sie die Wolle allerdings zuerst mit Alaun vorbehandeln:
Wolle beizen
15 g Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat) werden in ca. 3 Liter warmem Wasser aufgelöst.
100 g Naturwolle, weiß, im Strang, einlegen und darauf achten, dass sie untergetaucht ist. Langsam auf ca. 70 – 80° C erhitzen – das Beizbad soll nicht kochen!
Bewegen Sie die Wolle immer wieder sanft mit einem Holzkochlöffel. Dieser Beizvorgang dauert ca. 1 Stunde. Danach sollte die Wolle langsam abkühlen.
Aus dem Beizbad nehmen und mit klarem, handwarmem Wasser ausspülen und ausdrücken.
Farbsud
100 – 150 g Schafgarbenkraut (die harten Stängel verwende ich dazu nicht) werden für den Farbsud in einem Topf mit ca. 5 Liter Wasser ausgekocht. Ich koche das Kraut für ca. 1 Stunde. Danach kann man bei einer Farbprobe bereits den wunderschönen Gelbton sehen. Abseihen und den Farbsud wieder in den Topf geben (das ausgekochte Pflanzenmaterial wandert auf den Kompost).
Färben
Nun wird die gebeizte Wolle in den Farbtopf gegeben. Auf ca. 80° C erhitzen und bei dieser Temperatur wiederum etwa 1 Stunde lang simmern lassen. Immer wieder vorsichtig mit dem Holzkochlöffel umrühren.
Die gefärbte Wolle wird wiederum langsam abgekühlt und dann in handwarmem Wasser so lange gespült, bis keine Farbe mehr ausblutet. Danach einmal mit einem Wollwaschmittel durchdrücken, nochmals gut ausschwemmen und ins letzte Schwemmbad einen kleinen Schuß Essig zugeben. Ausdrücken und zum Trocknen im Halbschatten aufhängen.
Wenn Sie mehr über die Schafgarbe wissen wollen, empfehle ich Ihnen unsere Kräuterwanderung am 12. August 2016 zu besuchen! Infos dazu finden Sie hier (klick!)
Schreibe einen Kommentar