Immer wieder werde ich gefragt, ob man mit Hydrolaten auch Augen und Augenlider pflegen kann. Grundsätzlich kann man diese Frage jetzt einmal mit „Ja“ beantworten, allerdings gibt es ziemliche Einschränkungen, wenn es sich bei besagtem Hydrolat nicht wirklich um ein reines Pflanzenwasser handelt…
Wie ist das zu verstehen?
Sehen wir uns einmal im Schnellverfahren an, wie ein Hydrolat hergestellt wird:
Das Pflanzenmaterial kommt in eine Wasserdampfdestille, das Wasser wird erhitzt, der Dampf steigt auf und geht durch das Pflanzenmaterial durch. Dabei bricht der Dampf die Öldrüsen der Pflanzen auf und nimmt das ätherische Öl (und noch einige andere wasserlösliche Pflanzeninhaltsstoffe, die entsprechend leicht sind) mit sich nach oben in die Kuppel der Destille.
Im Kühlsystem (das kann je nach Destille unterschiedlich sein) kondensiert der duftgeschwängerte Dampf zu einem Mischprodukt, dem Hydrolat und dem ätherischen Öl.
In der Folge setzt sich das ätherische Öl vom wässrigen Teil ab und schwimmt entweder obenauf oder – in ganz wenigen Fällen – setzt sich am Boden ab. Und dieser wässrige Anteil ist dann letztlich unser Hydrolat oder Pflanzenwasser.
Seit einiger Zeit werden von vielen Vertreibern von Hydrolaten dieselben leider mit Alkohol vermischt angeboten, da sie dadurch eine andere Haltbarkeit erreichen. Dadurch ist das Hydrolat aber keins mehr sondern wird zu einem „kosmetischen Pflanzenwasser mit Alkohol“ verändert. Und ab nun ist es beispielsweise für die Augenpflege absolut ungeeignet.
Stellen Sie sich bitte vor, was passiert, wenn Sie mit Alkohol auch nur in die unmittelbare Nähe Ihrer Augen kommen: es brennt und das ziemlich stark!
Achten Sie bitte also darauf, wofür Sie Ihr Pflanzenwasser verwenden wollen! Für die Herstellung Ihrer Pflegecreme stellt es übrigens kein Problem dar, wenn das Hydrolat Alkohol enthält! Der Alkohol verflüchtigt sich beim Erwärmen des Pflanzenwassers nämlich zusehends.
Ätherische Öle selbst eignen sich übrigens keinesfalls für Ihre Augenpflege – es kann dabei zu massiven Schädigungen bis hin zum Erblinden kommen! (Einen interessanten Artikel hat Robert Tisserand zu diesem Thema geschrieben…)
Augenpflege mit einem Kräutertee kann aber ebenfalls ein wenig problematisch werden: auch wenn Sie beispielsweise Kräutertee aus einem Teebeutel verwenden wollen: die Kräutertees enthalten allesamt pflanzliche Schwebstoffe, die Ihr Auge reizen können. Wenn Sie also mit Kräutertee für die Augenpflege liebäugeln, so sollten Sie diesen Tee zumindest zwei- bis dreifach durch ein Kaffeefilter aus Papier durchlaufen lassen. Erstaunlich, was da immer noch drin hängen bleibt! Besser wär ein Keramikfilter, aber wer besitzt so eins schon als Haushaltsgerät :-)!
Was nimmt man also, wenn man von einer Bindhautentzündung gequält wird, um die Verkrustungen rund ums Auge zu lösen? Was hilft, wenn man müde, trockene, brennende Augen von der Arbeit bekommen hat?
Hier meine Tipps – Sie ersparen Ihnen allerdings nicht den Gang zum Arzt oder Heilpraktiker Ihres Vertrauens! Es handelt sich lediglich um unterstützende Maßnahmen!
1.) Rosenhydrolat
Das Mittel meiner Wahl ist ein wunderbares Rosenhydrolat. Leider erhält man es nur mehr bei wenigen Anbietern ohne Alkohol oder andere Konservierungsstoffe. Schauen Sie genau auf das Etikett!
Augen- und Lidrandpflege mit Rosenhydrolat kann wahre Wunder bewirken, sowohl bei Bindehautentzündung als auch bei müden Augen! (Ein wunderbares Rosenhydrolat ohne Zusatzstoffe erhalten Sie zum Beispiel bei WADI, von Oshadi, von farfalla oder auch bei feeling).
2.) Augentrost
Ich verwende gerne auch mal zur Abwechslung einen Kräutertee aus Augentrost. Allerdings: siehe oben! Gut filtrieren ist da besonders wichtig, wenn Augentrosttee auch nicht so starke „Flankerln“ hat, wie beispielsweise Kamillentee…
Eine Kompresse hilft gut, wenn Sie zu lange am Computer gewerkelt haben – der Blick wird wieder klar und frisch.
(Falls Sie keine Gelegenheit besitzen, Augentrost selbst zu sammeln und zu trocknen: Sie erhalten in der Apotheke Ihres Vertrauens sicherlich Augentrost-Tee!)
3.) Homöopathische Tropfen
Augentropfen vom Augentrost als Homöopathikum sind lange schon bewährt und ich habe immer welche in meiner Reisetasche, man weiß ja nie! (z.B. Euphrasia-Augentropfen von Weleda oder von WALA)
Weiterführende Informationen
Zum Thema Augenpflege finden Sie auch bei Eliane Zimmermann Interessantes: Was tun bei trockenen Augen? Und zum Thema rund um Hydrolate beispielsweise hier (klick!).
Buchempfehlungen zu Hydrolaten
„Hydrolate“ von Eliane Zimmermann, erschienen im Verlag Grasl
„Das große Buch der Pflanzenwässer“ von Susanne Fischer-Rizzi, AT-Verlag
„Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“ von Ingrid Kleindienst-John, Freya-Verlag
Buchempfehlungen zu Kräuteranwendungen
„SOS Hustenzwerg – Ätherische Öle und Kräuter für Kinder von 0-12“, Ingrid Kleindienst-John, Freya-Verlag
„SOS Hexenschuß – Die besten Rezepte bei kleinen Beschwerden“, Ingrid Kleindienst-John, Freya-Verlag
„Die Kräuter in meinem Garten“, Siegrid Hirsch und Felix Grünberger, Freya-Verlag
„Praxis Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde“, Ursel Bühring, Haug-Verlag
Niki
Vielen Dank für den Artikel.
Erschreckend, wie viele ätherische Öle in manchen Pflegeprdukten für die Augen sind z.B. im lakshmi kajal.
Kann man auch reines Kamillenhydrolat für die Augen verwenden?
Viele Grüße aus Deutschland
Niki
Ingrid
Liebe Niki,
ja, es ist erschreckend!
Natürlich kann man auch reines (möglichst frisches) Kamillenhydrolat für die Augenpflege verwenden, obwohl ich immer noch das Rosenhydrolat bevorzugen würde.
Herzliche Grüße
Ingrid